Der Auenland-Radweg im Kreis Soest ist so ganz anders als die meisten ausgewiesenen Radrouten in Deutschland. Es gibt im Lande kaum ein weiteres derart gelungenes Beispiel für die Umsetzung eines ehrgeizigen Projekts unter Einbeziehung von Menschen, die sich gern auf zwei Rädern in der freien Natur bewegen. Die 35 Kilometer lange Hauptstrecke führt entlang der Lippe und der Ahse zu interessanten Auenlandschaften, zu Beobachtungspunkten und bequemen Sitzplätzen sowie zu vierzig Informationstafeln, die Aufschluss geben über die naturverträgliche Erschließung dieser Region.
Der Radweg schlängelt sich über viele Kilometer durch eine der artenreichsten Feuchtlandschaften in Nordrhein-Westfalen. Dies ist der Lebensraum für Tiere, die lange in dieser Gegend als ausgestorben galten. Mit etwas Glück bekommen die Radfahrer Biber und Fischotter zu Gesicht. Eisvögel sind hier zu Hause – aber auch Uferschwalben, der scheue Pirol, Weißstörche und diverse Greifvögel. Die Infotafeln am Wegesrand erklären unter anderem den Einfluss des Hochwassers, die Bedeutung der Auwälder und Flussterrassen, die Schutzgebiete für Pflanzen und Tiere und warum es wichtig ist, dass hier die Beweidung durch die stattlichen Taurusrinder stattfindet.
Ostinghausen, Oestinghausen, Hultrop, Hovestadt, Herzfeld und Eickelborn – das sind die Fixpunkte des Auenland-Radweges, der sich auch mit der Römer-Lippe-Route kombinieren lässt. An der Strecke liegen auch das sehenswerte Schloss Hovestadt, die Wallfahrtskirche St. Ida und das Stift Cappel. Die Gemeinde Lippetal hält eine naturkundliche Fahrradkarte zum Preise von einem Euro bereit. Navigationsdaten sind darüber hinaus im Internet abrufbar.
Die naturnahe Aue verändert immer wieder ihr Aussehen, was auf die permanent wechselnden Wasserstände zurückzuführen ist. Überschwemmungen schaffen neue Lebensräume für Flora und Fauna, und nach Abfluss des Hochwassers verbleiben Senken, in denen insbesondere Wasservögel einen reich gedeckten Tisch finden. Im Mai 2013 wurde der Auenland-Radweg seiner Bestimmung übergeben. Wer sich die gesamte Strecke zumutet, ist siebzig Kilometer weit unterwegs. Doch die zahlreichen Gewässer und attraktiven Aussichtspunkte entschädigen für jegliche Mühen.